Adaptive Podcasting

Maurice Renck

Im Jahr 2022 präsentierte die BBC ihr Adaptive Podcasting Projekt, welches sie Ende letzten Jahres als Open Source freigegeben hat. Obwohl die Nutzung noch begrenzt ist, könnte adaptives Podcasting für eine Vielzahl von Formaten von Interesse sein.

Bisher verlief die Produktion von Podcasts in der Regel linear. Üblicherweise wird ein Skript erstellt oder eine Gesprächssituation aufgezeichnet. Die Audiodateien werden dann geschnitten, gemischt und gegebenenfalls weiter bearbeitet, bevor sie über einen RSS-Feed verfügbar gemacht werden.

Einige Publisher weichen bereits von dieser Norm ab, insbesondere im Bereich der Werbung. Diese wird mehr oder weniger dynamisch (DAI) in die jeweilige Podcastfolge eingefügt. Diese Methode funktioniert recht gut und ist beispielsweise beim Vergecast zu beobachten, der mich persönlich mit deutschsprachiger Werbung anspricht.

Adaptives Podcasting geht über diese Idee hinaus und fokussiert sich auf die Content-Ebene. Der Podcast-Player greift auf bestimmte Nutzerinformationen zurück, wie beispielsweise die Tageszeit oder die verfügbare Hördauer.

Produzent:innen können auf der anderen Seite sogenannte Cues in ihre Podcasts einbauen. Anhand dieser Cues kann dann unter Berücksichtigung der verfügbaren Daten entschieden werden, welches Audiosegment abgespielt werden soll.

Diese Technik könnte besonders für Nachrichtensendungen relevant sein, die basierend auf den Benutzerdaten an bestimmten Stellen die passenden Regionalnachrichten einspielen können, so bekommt die Hörerin nur für sie relevante Informationen ausgespielt. Aber auch Story-driven Podcasts könnten beispielsweise ihren Inhalt je nach Tageszeit variieren und den Hörer:innen ein noch immersiveres Erlebnis bieten, da alles zur aktuellen Situation der Hörer:in passt.

Die Technologie der BBC basiert auf SMIL und ist im Grunde eine abgespeckte Version davon. Man hofft auf Zusammenarbeit, da dies entscheidend ist, damit die Idee nicht in der Versenkung verschwindet. Gerade Podcaster und Audioplayer müssen hier mitziehen und die entsprechenden Funktionen unterstützen.

Kritisch wird es dann, wenn Hörer:innen Folgen erneut hören oder empfehlen wollen und sich dann herausstellt, dass sich Inhalte verändert haben. Wie gehen Hörer:innen damit um? Wie können Produzent:innen diese Technik nutzen, ohne an Vertrauen einzubußen. Und wie wird bewerkstelligt, dass eine solche Technik nicht zum Datenschutzdesaster wird? Das sind Fragen, denen man sich noch stellen muss und die neben der technischen Umsetzung sicherlich noch dazu beitragen werden, dass sich die Verbreitung noch etwas hinziehen wird.

Sollte sich diese Idee durchsetzen, könnten neben klassischen Podcasts viele interessante Formate entstehen, die für jede Hörer:in individuell klingen und das Erlebnis noch persönlicher gestalten.

Weitere Informationen sind direkt bei der BBC oder im GitHub-Repo verfügbar.