React Alternativen: Ein Blick über den Tellerrand

Maurice Renck

In der Welt der Frameworks hat sich React als Quasi-Standard etabliert. Doch bedeutet das automatisch, dass es die beste Wahl für jedes Projekt ist?

Josh Collinsworth wirft in seinem ausführlichen Artikel einen kritischen Blick auf React und zeigt auf, warum es möglicherweise nicht die ultimative Lösung ist. Hier sind einige Gründe, warum es sich lohnt, nach Alternativen Ausschau zu halten:

1. React hängt anderen Frameworks hinterher

Trotz seiner Popularität hinkt React anderen Frameworks in einigen Aspekten hinterher. Der aktuelle Erfolg von React beruht oft darauf, dass es frühzeitig verfügbar war, nicht unbedingt auf überlegenen Eigenschaften. Die Einführung von Hooks war ein enormer Schritt nach vorne, inzwischen habe aber alle Konkurrenten ähnliche Funktionalitäten und die sind meist schneller als bei React und oft auch einfacher zu handhaben.

2. Konkurrenzfähige Ökosysteme und Pflege

Andere Frameworks haben inzwischen ebenso robuste Ökosysteme aufgebaut und werden aktiv gepflegt. Die alleinige Existenz von React ist daher nicht mehr zwingend ein Alleinstellungsmerkmal.

3. Unnötige Einschränkungen

Traditionell war es üblich, Pakete speziell für React zu erstellen. Allerdings gibt es mittlerweile Frameworks, die problemlos mit Vanilla JavaScript-Paketen funktionieren. React neigt dazu, weniger flexibel in Bezug auf externe Pakete zu sein, im Vergleich zu anderen Frameworks.

4. Kompatibilitätsprobleme mit Vanilla JavaScript

Es besteht die Möglichkeit, dass reine Vanilla JavaScript-Pakete nicht reibungslos in React funktionieren. Andere Frameworks handhaben diese Integration besser, indem sie kompatibler mit ihrem eigenen Stack sind.

5. Performance-Vergleich

Framework-Benchmarks zeigen, dass die Performance von React im Vergleich zu anderen populären Frameworks hinterherhinkt. Dies kann besonders in ressourcenintensiven Anwendungen entscheidend sein.

6. Lernbarkeit und Dokumentation

Andere Frameworks sind oft genauso gut dokumentiert wie React und folgen ähnlichen Prinzipien. Das Erlernen eines neuen Frameworks ist daher heute weniger eine Herausforderung als früher.

7. Alternativen zu React

Es gibt mehrere vielversprechende Alternativen zu React, die möglicherweise besser zu den Anforderungen eines Projekts passen:

  • Vue.js: Als Entwickler von Kirby-Plugins bin ich darüber in den letzten Jahren immer wieder in Kontakt mit Vue gekommen. Erst wirkte es etwas ungewohnt, dann fing es aber schnell an, Spaß zu machen, auch weil so viele Dinge so viel einfacher und schneller als mit React umzusetzen sind. Der Template-Syntax von Vue macht Vieles einfacher und der Aufbau von Komponenten ist sehr gradlinig und logisch. Das macht den Code lesbarer und schneller nachvollziehbar.
  • Astro: Astro ist ein Static-Site-Generator, der eigentlich kein Frontend-Framework. Wir benutzen es für die RapidStream-Webseite und der große Vorteil ist, dass es mit allen gängigen Frontend-Frameworks kompatibel ist. Man kann also einfach Vue nutzen, Svelte oder auch React. Am Ende kommt statisches HTML raus und zwar standardmäßig ohne Javascript. Das kommt aber natürlich darauf an, ob und welches Framework man wählt.
  • Gatsby: Ist ebenfalls ein Static-Site-Generator, basiert allerdings auf React. Wir haben es für ein Projekt genutzt und waren zufrieden damit. Das ist allerdings ein paar Jahre her und inzwischen wurde es gekauft und bewegt sich in eine etwas andere Richtung. Es setzt stark auf GraphQL und das kann gerade für kleine Projekt zu viel sein. Bei großen Projekten mit komplexeren Datenstrukturen ist es aber einen Blick wert. Ansonsten lieber mal Astro anschauen.
  • Preact: Für diejenigen, die von React angezogen werden, aber eine leichtgewichtige Alternative suchen, ist Preact eine gute Wahl. Es ist eine schlankere und schnellere Version von React mit einigen Features, die in React noch nicht vorhanden sind.
  • Kein Framework: In einigen Fällen ist es durchaus sinnvoll, ganz auf ein Framework zu verzichten. Mit dem Aufkommen von Web Components wird diese Option zunehmend attraktiver, besonders für kleinere Projekte.

Fazit

Es gibt zahlreiche gute Alternativen zu React, und diese Liste ist bei weitem nicht abschließend. Ein Umstieg erfordert vielleicht etwas Umgewöhnung, aber die potenziellen Vorteile in Bezug auf Entwicklungsgeschwindigkeit, Performance und Größe der Resultate können dies mehr als kompensieren. Es lohnt sich, einen Blick über den Tellerrand zu werfen und die für das jeweilige Projekt am besten geeignete Option zu wählen.