Braucht unser Gehirn eine Pause von virtuellen Meetings?

Maurice Renck

Während der Pandemie hat sich unsere Arbeitsweise stark verändert. Von 2 bis 3 Tage in der Woche im Büro, hin zu einem 100 Prozent virtuellen Büro. Die Vorteile liegen auf der Hand: arbeiten in Jogginghose … Okay, es gibt auch andere Vorteile …

Die Videokamera ist für uns ein wichtiges Hilfsmittel, um in Kontakt zu bleiben und einander “zu sehen”. In English-Only-Meetings hilft sie uns bei der Verständigung. Visueller Kontakt und vor allem Körpersprache ist bei Retrospektiven enorm wichtig. Im Gegensatz zu Worten, die konkrete Informationen geben, erzeugt Körpersprache Wirkung. Selbstbewusstsein und Sympathie können nicht „gesagt“, sie müssen gefühlt werden — eben über die Körpersprache.

In unserem Team und während der Zusammenarbeit mit Kunden, beobachten wir, dass an manchen Tag ein Meeting dem nächsten folgt. Dann bleibt kaum eine Chance, um sich zu strecken, einen Kaffee zu holen, oder um einfach nur kurz den Kopf freizubekommen.

Neueste Studien besagen, dass der Druck, die Kamera einzuschalten und in die vielen Gesichter zu schauen, das Gehirn in Stress versetzt. Diese Studien zeigen auch, dass das Einhalten von Pausen zwischen Meetings einen signifikanten Einfluss auf das Stresslevel hat. Andere Studien besagen, dass die Kommunikation in Voice-only-Meetings besser ist als in Videokonferenzen. Augenscheinlich scheint weniger mehr zu sein.

Aber was heißt das konkret? Einfach die Kamera ausgeschaltet lassen? Meetings mit Video sind in den vergangenen zwei Jahren zur Norm geworden und in bestimmten Situationen, wie eingangs erwähnt, auch hilfreich.

Neben der Selbstfürsorge können wir einander unterstützen, um notwendige Pausen für unser Gehirn einzulegen.

In unserem Arbeitstag haben sich folgende Punkte bewährt:

  • Wir legen Pausen zwischen den Meetings ein und achten darauf, dass Meetings nicht direkt aneinandergereiht werden.
  • Wir machen uns bewusst, wo uns die Kamera hilft (Stichwort Retro) oder wo es nur zur Gewohnheit geworden ist, die Kamera eingeschaltet zu haben.
  • Wir gestalten Meetings bewusster. Im Konkreten heißt das, eine Agenda vorab zu teilen, den Teilnehmerkreis kleinzuhalten und auf die Einhaltung der Meetingzeiten zu achten. Das schafft den Raum für Pausen zwischen den Meetings.
  • Wir fördern Engagement im Meeting. Dafür nutzen wir Funktionen wie das Handheben, das Whiteboard und Breakout Rooms (in z. B. Teams). Aus unserer Sicht sind das großartige Möglichkeiten, um kreative und strategische Konversationen zu fördern.

Fazit

Es ist nicht sinnvoll, eine Empfehlung für oder gegen Kameras in Meetings zu geben. Viel mehr ist eine Mischform angebracht, die von der Art des Meetings abhängt. Geht es um einen reinen Austausch von Informationen, sollte zugunsten der Konzentration auf ein Kamerabild verzichtet werden. Geht es um das Erfassen von Emotionen, wie in einer Retro, ist die Kamera ein wichtiges Hilfsmittel.

Egal, ob Kamera oder nicht, es braucht Pausen, um den Kopf wieder freizubekommen. Nur so steht für das nächste Meeting noch genug Konzentration und Energie zur Verfügung.

Wir sind bestimmt nicht allein mit der Zunahme an Onlinemeetings. Spätestens seit Corona dürfen viele von uns weitaus mehr vor der Kamera sitzen. Wie wir das handhaben, könnt ihr nun ahnen, aber wir geht ihr vor? Wie reduziert ihr euren Stresslevel? Läuft die Kamera immer, oder nie?

Wir freuen uns auf eure Antworten!